Vom Klosterhof zum Markt – ein Streifzug durch die Kirchengeschichte

Siedlungsgeschichte


Als älteste Siedlung im mittleren Zenngrund gilt der kleine, seit langem aufgelassene Ort Zennhausen, zwischen Neuhof und der Eichenmühle an der Staatsstraße gelegen. Er wurde bereits 779 in den „Lorscher Annalen“ als „villa“ (kleines Landgut) erwähnt.
1074 weihte Bischof Gundekar II von Eichstätt die Kapelle auf einer Durchreise. 1169 kam „Cennehusen“ vollständig in den Besitz des Zisterzienserklosters Heilsbronn.

 

Klosterhof


Nach Gründung des Klosterhofs (Grangie) „nova curia“ (1249 erstmals erwähnt) taucht der Name Zennhausen in keiner Urkunde mehr auf.
Im Bereich des heutigen Torbucks, auf überschwemmungssicherem Gelände, entstand ein landwirtschaftlicher Musterbetrieb, den Laienbrüder in Eigenregie bewirtschafteten. Sicher gehörte dazu auch eine Kapelle am Platz der heutigen St. Thomas Kirche. Erwähnt wurde sie jedoch erst 1309.

 

Dorf


Um die Wende zum 13. Jahrhundert wurde die Grangienwirtschaft im Klostergebiet aufgegeben. 1296 erhielten 12 Bauern die Landwirtschaft zu Lehen. 1309 bat Abt Heinrich von Hirschlach den Bischof von Würzburg, die bisher selbstständige Kapelle der Pfarrei Trautskirchen zuzuweisen, da die Mönche zurückgezogen würden. Die Grangie „nova curia“ wurde zum Dorf „Niuenhoue“ ( Neuhof ).

 

Propstei und Markt


1338 führte das Kloster eine Verwaltungsreform durch. Neuhof wurde Sitz der Propstei Zenn und war zuständig für Besitzungen in 96 Ortschaften. Noch im selben Jahr bezog Frater Konradus als „praepositus cenna“ das Kastrum, den Vorläufer des heutigen Schlosses. Im 14. Jahrhundert erhielt Neuhof das Marktrecht und eine Schutzmauer. Der genaue Zeitpunkt ist jedoch unbekannt.

 

Reformation


Während der Reformationszeit verließen viele Mönche das Kloster Heilsbronn. Weil keine Pröpste mehr gestellt werden konnten, mussten ab 1544 weltliche Vögte die Verwaltung übernehmen. 1555 wurde Neuhof protestantisch und kam nach Auflösung des Klosters 1578 unter die Herrschaft der Markgrafen von Ansbach und Bayreuth.

 

Geschichte der Kirchengemeinde und der St. Thomas Kirche


1607 baten die Neuhöfer um Reparatur und Erweiterung ihres zu klein gewordenen Kirchleins. Vier Jahre wurde erfolglos verhandelt, wer die Kosten tragen sollte. Schließlich griff man den Vorschlag des Vogtes auf, die baufällige Kapelle von Zennhausen abzutragen und die Steine für das Gotteshaus in Neuhof zu verwenden. Die „restlichen“ Kosten mussten auf Befehl des Markgrafen allein aus lokalen Mitteln aufgebracht werden.

Ab 1618 wurde Neuhof selbstständige Kirchengemeinde, Leonhard Kühnstock der erste Pfarrer. Die Kirchenbücher sind vollständig erhalten. Im Dreißigjährigen Krieg wurden 71 % der Anwesen zerstört, die Einwohnerzahl halbierte sich. Deshalb wurde Neuhof von 1635 bis 1720 wieder in die Pfarrei Trautskirchen eingegliedert.

Am 28. Mai 1697 brach in der Brauerei (heute Hotel Riesengebirge) ein verheerendes Feuer aus, das die Kirche sehr in Mitleidenschaft zog. Vier Glocken und die Uhr schmolzen. Auch dieses Mal hielt sich die staatliche Verwaltung zurück, und die Bauarbeiten mussten durch eine Kollekte von Haus zu Haus finanziert werden. Nach einem Jahr war der Wiederaufbau abgeschlossen.

In den Jahren 1729/30 wurde die Kirche dann erweitert. Die Einwohnerzahl war wieder gestiegen und Glaubensflüchtlinge ( Exulanten ) aus Österreich hatten im Pfarrsprengel eine neue Heimat gefunden. ( Gründung der Dörfer Neukatterbach, Neuselingsbach und Neuziegenrück).
Ihr heutiges Aussehen erhielt die St .Thomas Kirche erst durch die Erweiterung 1771. Maurermeister Johann Georg Hartmann aus Dietenholz (bei Dietenhofen) errichtete das Langhaus neu als schlichten Barockbau im Markgrafenstil. Dabei wurde es höher gebaut und zum Marktplatz hin verlängert.
Das gotische Untergeschoss des Turms ist der älteste Gebäudeteil und war ursprünglich der Altarraum. Jetzt diente es als Sakristei.
Über dem Kanzelaltar vom Ende des 17. Jahrhunderts wurde 1779 die Orgel angebracht. Zuletzt musste 1791 noch der obere Teil des Turms vom Läutegeschoss an neu aufgebaut werden.

Während das äußere Erscheinungsbild der St. Thomas Kirche weitgehend erhalten blieb, wurde der Innenraum bei zwei großen Renovierungen entsprechend dem Zeitgeschmack verändert.
1882 ersetzte eine neue Steinmeyer - Orgel auf der 2. Westempore die ursprüngliche Orgel über der Kanzel. Diese erhielt einen Schalldeckel.
Anlässlich einer grundlegenden Sanierung des Innenraums 1964 – 66 wurden die barocken Teile des Altars und die Kanzel in eine schlichte Altarwand aus Holz integriert, eine neue Orgel kam 1974 wieder an den ursprünglichen Platz über der Kanzel ( Markgrafenstil).
Bei der Erneuerung der Kirchenbänke verzichtete man auf den Mittelgang.

Die Kirche ist außerhalb der Gottesdienstzeiten nicht geöffnet. Sie können jedoch die
Ausgrabung von Zennhausen besuchen. Der „verschwundene Ort“ wurde 1999 wieder
gefunden und wird als Bodendenkmal erhalten. Die Kapelle ist mit einem Holzkreuz gekennzeichnet.

Für den Inhalt: Günter Bald